Alltag&Anschauungen

Tuesday, May 16, 2006

8 Wochen

Heute die Oma angerufen. Hab mir Sorgen gemacht, nachdem meine Schwester meinte, sie hört sich nicht so an, als ob es ihr wirklich gut geht. „Oma, wie geht’s dir denn? Denkst du oft an den Opa und wie fühlst du dich dann?“ „Ach ja, es geht schon. Manchmal denk ich an ihn und werde ganz traurig. Jetzt ist es schon 8 Wochen her. Wie schnell die Zeit vergeht. Ich hab versucht Alles möglichst schnell rumzubringen. Aber das geht nicht so schnell. Aber ich hab es akzeptiert dass es eben so ist. So ist das Leben. 85 Jahre sind ein stolzes Alter.“ … Sie versucht sich mit Fakten zu beruhigen… Vielleicht hilft es.
Wie krass muss es sein, wenn jemand, mit dem man so lange Zeit jeden Tag verbracht hat, auf einmal nicht mehr da ist. Was heißt, „nicht mehr da ist“… Er ist immer da. Überall. Im Haus, im Ehebett neben ihr, auf dem Sofa vor dem Fernseher, auf dem Stuhl am Tisch, auf den Fotos, in unseren Herzen. Aber nie wieder werden sie sich umarmen, küssen, zusammen sitzen, nebeneinander hergehen.
Mein Opa…. So oft habe ich ihn nicht gesehen. Ein paar Mal im Jahr, zu Anlässen meistens. In den letzten Jahren habe ich ihn anders wahrgenommen. Bewusster. Als eigenständige Person, nicht nur als Opa. Als schelmischer, lustiger, schlitzohriger, zum Teil rebellischer und etwas kauziger Mensch.
Im Alltag denke ich nicht ständig an ihn. Aber immer wenn ich an Oma denke, wird es mir automatisch wieder bewusst. Für mich ist alles wieder zum normalen zurückgekehrt. Für meine Oma wird es noch eine lange Weile dauern. Sie ist allein. Sie sagt „Leb du dein Leben wie du es möchtest. Ich komme schon zurecht.“ … Trotzdem: Ich weiß, sie braucht mehr Kontakt. Sie ist zu bescheiden. Sie will niemanden nerven.

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