Alltag&Anschauungen

Tuesday, November 07, 2006

Herbstgefühle



Ich sitze in der S-Bahn, habe Musik im Ohr. Melancholisch, schön, warm. Gitarre und Gesang. In meiner eigenen Welt. Ich lausche und beobachte. Übertönt wird mein Soundtrack für den Herbst nur von zwei älteren Damen, die über Krankheiten jammern. Ich drehe die Lautstärke höher. Besser. Mein Blick wandert. Sieht Menschen. Menschen, die in einer anderen Welt sind. Manche haben auch einen Knopf im Ohr und starren versonnen vor sich hin. Auf dem Boden liegt ein Kalb von einem Bernhardiner. Er zieht alle Blicke auf sich. Ich sehe Lächeln auf den Gesichtern. Ich höre nicht, was die Münder sagen, aber das ist nicht wichtig. Der Hund nimmt keine Notiz davon. Gelassen hat er seinen schweren Kopf abgelegt. Alles an ihm hängt irgendwie nach unten. Schwerfällig und gutmütig. Seine Nase ist krumm und dick wie die eines alten Boxers. Ein schönes Tier. Ein stolzer Besitzer.
Viele Menschen kommen in der halben Stunde vorbei. Unterschiedliche Kulturen, Altersklassen, Charaktere. Ich schaue sie mir an. Sie kommen und gehen. Nur der Hund bleibt da liegen.
Nellmersbach. Ich steige aus. Es ist angenehm kalt. Ich kuschele mich in meine warme Winterjacke, gehe den mir bekannten Weg. Ich begegne nur wenigen Menschen, lächle ihnen zu. Sie wissen nicht warum. Jetzt geht die Sonne unter und spiegelt sich in den Häuserfassaden. Ich schließe die Tür auf, Wärme empfängt mich… ich bin zu Hause.

1 Comments:

At 10:27 AM, Blogger Mathias Ellwanger said...

Aus einem unbestimmten Grund musste ich beim lesen an einen alten Ton Steine Scherben- Schinken denken:

S.N.A.F.T.

"Manchmal stehen alle Uhren still
auf meinen Reisen nach Neuenziel.
Dann bin ich mir wieder unbekannt,
lehn mich zurück und schau ins Land.
Und niemand hört mich, wenn ich singe.
Ich bin allein mit meiner Stimme.
Nur Fahrtwind und die Wellen lauschen,
ich fühle mich wie Meeresrauschen.
Laß mich in die Wolken fallen
und tauche in die Himmel.

Bäume und Schatten, Blätter und Licht
zählen Sonnenflecken auf meinem Gesicht
auf meinem Weg durch die langen Alleen.
Gedanken verlieren sich, Träume zergehen.
Ich schweb über'm Abgrund wie eine Brücke,
unter mir Felder wie Kuchenstücke.
Ich spiele Radio für Millionen,
zitronenfrische Illusionen.
Ich laß mich in die Wolken fallen
und tauche in die Himmel.

Da heult ein Zug auf in der Ferne,
sprüht Funken - Fünfziger-Jahre-Sterne.
Ich frag 'ne Kreuzung irgendwo
"Entschuldigung, wo ist nirgendwo?"
Zuhause, Anfang oder Ende,
fühle ich mich schwindelig und weit,
Ganz snaft schließt du mich in die Arme.
Wir küssen uns und wir sind frei.

Ach, laß uns in die Wolken fallen
und tauche mit mir in die Himmel.

Ach, Laß uns in die Wolken fallen.
Snaft."

 

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