Alltag&Anschauungen

Tuesday, October 30, 2007

Erlebnisse bei der Mitbewohner- Suche

...oder
Kranke Menschen auf Kontaktsuche

Ich hätte nicht gedacht, dass es so erlebnisreich, aber auch beängstigend sein kann, für unsere WG einen neuen Mitbewohner zu suchen. Unsere Anzeige lautete „Nette 3er Mädels WG sucht neue(n) Mitbewohner(in)…..“. Kann man das irgendwie falsch verstehen? Scheint so. Aber dazu später mehr. Als Kontaktmöglichkeit hatten wir meine Handynummer angegeben, was auch am praktikabelsten war, da sich einige Menschen meldeten und sie auf ein paar Stunden am Sonntag zu verteilen schon ein Organisationstalent benötigte (mich ;) ). Im Nachhinein bereue ich es, dass jetzt theoretisch jeder meine Nummer haben könnte.
Lustige Menschen riefen an… Wir hatten schon im Vorfeld beschlossen, jemanden zwischen 20 und 30 zu nehmen, aber natürlich riefen auch ein paar um die 40 an, darunter auch ein 48-Jähriger, dessen Bein amputiert wurde und der gerne für uns kochen würde, wenn wir im Gegenzug seine Wäsche waschen. Aha… Dann war da noch Simon (Name geändert), der nach kurzer Zeit und nachdem ich ihm kurz auf die Mailbox gesprochen hatte, dass er mich zurückrufen soll, mehr Interesse an meiner „süßen Stimme“ als an unserem Zimmer zeigte. So schrieb er mir auch noch am nächsten Tag eine Sms, nachdem ich ihm freundlich aber bestimmt erklärt hatte, dass Interesse am WG-Zimmer UND an der süßen Stimme auf keinen Fall möglich wäre und wir keine Kontaktanzeige aufgegeben haben. Ich wurde deutlicher und machte ihm klar, dass die „süße Stimme“ kein Interesse an ihm hat. Seine Antwort: „Schade“ Und die anderen zwei?“… Unglaublich! Aber durchaus noch amüsant.
Der härteste Fall, aufgrund dessen ich es auch sehr bereue meine Handynummer herausgegeben zu haben, war jedoch Timo (Name geändert). Seltsam fing es schon damit an, dass er am Morgen als die Anzeige herauskam, eine Sms ohne Namen schrieb mit dem Inhalt „Guten morgen, wie geht es? Hoffe gut“. Meine Antwort war nur, dass er wohl die falsche Nummer haben müsse, da ich ihn nicht kenne. Die nächste Sms war „Ich bin Tom“ und dann endlich „Ich suche ein Zimmer….“. Er meinte noch er könne nicht telefonieren, weil er im Geschäft sei… Nun gut. Es kamen noch weitere Fragen wie „Habt ihr einen Freund?“, die ich ignorierte und ihm vorschlug, dass er sich am Sonntag bei uns vorstellen kann, so wie die anderen Bewerber auch. Der Sonntag gestaltete sich interessant, da wir sechs Leute eingeladen hatte, im Endeffekt drei nicht kamen und sich auch nicht abgemeldet hatten und wir zwei wieder absagten, als klar war, wen wir nehmen. Der erste Bewerber war super, jedoch entschieden wir uns kurzfristig einen Freund einziehen zu lassen, den wir schon alle kennen und der eine Wohnung sucht. Unser seltsamer Timo kreuzte gar nicht auf und somit dachte ich, die Sache hätte sich erledigt. Heute, Montag, bekomme ich dann wieder zwei Sms von Timo. Einmal fragt er wie es mir geht und verabschiedet sich mit „Liebe Grüße, Kuss“. Dann kommt der Hammer: „Ich liebe dich“. Ich bin innerlich ein wenig ausgeflippt und hab ihm geschrieben, er soll mich in Ruhe lassen und mal erwachsen werden und ob er denn spinnt. Daraufhin kam nur „Sorry Süße“. Und auch hier sind wir nicht am Ende vom Lied angekommen… jetzt wird’s richtig hart. Nächste Sms: „"ja es ist schön über dein körper zu streicheln hast ne zarte haut und schöne weiche brüste ich liebe dich schatz" … Was sagt man dazu? Zusätzlich habe ich mehrmals Anrufe von „unbekannt“ erhalten und entweder derjenige hat nach einem Mal klingeln wieder aufgelegt oder nachdem ich ranging.
Also ich finde das echt zu hart und werde mir schwer überlegen, ob ich meine Handynummer noch mal im Zusammenhang mit so einem, eigentlich harmlosen, Text in die Zeitung stelle! Es scheint Menschen zu geben, die Zeitungsannoncen nach solchen „Andeutungen“ durchsuchen.

Wo leben wir denn?